Wenn die Mutter um 23:30 anruft, dann kann das nichts Gutes bedeuten. Sie ist eindeutig unterwegs (wegen der Hintergrundgeräusche) und erklärt mir ganz aufgeregt, dass sie mich gleich noch mal anruft. 3 endlos lange Minuten hämmert das Herz schmerzhaft in meiner Brust. Meiner Mutter ging es die letzten 2 Wochen nicht besonders gut, aber, wenn mit ihr etwas wäre, würden mein Vater oder mein Bruder sich melden. Dann der Rückruf, es ist mein Bruder. Meine Eltern fahren seit 20:30 von einem Spital ins andere, weil sein rechter Fuss gefährlich dick ist, Verdacht auf Thrombose. Jetzt sind sie in Lainz gelandet und dort lassen sie ihn nicht mehr aufstehen. Wieder wird das Gespräch unterbrochen und jetzt sitze ich da und warte.
Ich lebe seit mein Bruder krank ist, mit der Gewissheit, dass seine Lebenserwartung nicht so hoch ist, wie die von gesunden Menschen. Alleine wegen der vielen, starken Medikamente, die er seit 20 Jahren nimmt. Außerdem ist er durch die Anfälle auch gewissen Gefahren oder gefährlichen Situationen ausgesetzt, über die gesunde Menschen nicht mal nachdenken. Immer wieder überkommt mich die Angst, dass mit ihm einmal was ist.
Jetzt ist es also soweit.
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Ich kenne ihn jetzt schon viele Jahre. Uns verbindet eine Art Seelenverwandtschaft. Im Oktober 2003 konnte ich meine Gefühle nicht mehr beherrschen und wir haben unsere Beziehung vertieft. Trotzdem sehen wir uns nur 1x/Monat. Bisher war ich ganz zufrieden mit der Situation, weil ich mir sowieso nicht vorstellen kann, wie wir unsere beiden unterschiedlichen Leben vereinen sollten.
Dann wurde ich im Februar total verzaubert, eine Begegnung, die ich innerhalb einer Partnerschaft nie gemacht hätte. Zumindest nicht in dieser Intensität.
Und jetzt ?
Zum ersten Mal, seit ich K. kenne, vermisse ich ihn. Mittwoch Nacht war es echt schwer ihn gehen zu lassen.
Die Freude beim Wiedersehen, das eigene Strahlen in seinen Augen wieder finden. Kleine, zarte Berührungen an den Händen, die, wie Stromschläge durch den Körper jagen. Das Gefühl, diesen Mann nie wieder los zu lassen.
Gemeinsames Essen, gegenseitiges Necken, gemeinsames Lachen.
Danach über den scheinbar riesengroßen Tisch an den Händen halten, weil die live Musik nichts anderes zulässt. Die Energie spüren, die frei wird, wenn wir einander berühren. Endlich im Kaffeehaus nebeneinander auf der Bank lümmeln, der erste Kuss des Abends fährt direkt in den Unterleib. Die Intensität des Ziehens da unten, lässt mich den Kellner um die Rechnung bitten. PRONTO !
Zuhause, endlich, trotzdem unendlich langsam, zärtlich, harmonisch, vertraut.
Die Zeit bleibt stehen, es ist, als wäre alles nur eine einzige fließende Bewegung. Unsere Körperwärme erhitzt den Raum, als wäre es eine heiße, schwüle Nacht im Hochsommer.
Träge, satt, zufrieden, vereint.
Wen wunderts, wenn frau dann anderntags sehsüchtig in Tagträumen schwelgt ?
Andererseits ist ja wohl klar, dass obige Zeilen in der Hektik und Normalität des Alltags verblassen würden. Ich hatte mit R. auch über 3 Jahre eine Verhältnis. Diese unbeschreibliche Intensität der Gefühle habe ich dann innerhalb des Zusammenlebens nur noch sehr selten gespürt.
Ich habe irgendwie Angst mich total zu verlieren. Wenn man verliebt ist, ist man so verletzlich.
Ich kenn mich ja, wenn ich mich verliebe, dann gebe ich 120 %.
Es ist wohl doch nur der Frühling, die Hormone, der vergangene Vollmond, die überstandene Magen-Darm-Geschichte, die mich anfällig gemacht haben.
Schließlich bin ich ein glücklicher single. Punkt.
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