Donnerstag, 24. April 2003

sprachlos - hilflos

Vor ein paar Jahren lernte ich in meiner damaligen Firma eine tolle Frau kennen. E. muss man einfach mögen, sie ist immer gut d`rauf, kann über sich selbst lachen, ist hilfsbereit und hat ein riesen Herz. Sie strahlt soviel Liebe und Wärme aus. Sie wurde mit 16 schwanger, heiratete ihre Jugendliebe und bekam kurz darauf ihren 2. Sohn. Ich war oft bei ihr und lernte auch die Jungs kennen. Der running gag war, wenn einer der Beiden mal frei wäre, wär das super, denn sie als Schwiegermutter wäre optimal. Von ihr habe ich auch meine beiden Katzen.
Gestern ist der jüngere Sohn gestorben. Arbeistunfall und 24 Stunden später tot, aus und vorbei, gerade mal 25 Jahre alt. Letztes Jahr haben sie ihm den Dachboden in ihrem Haus ausgebaut. Ich kann gar nicht sagen, wie hilflos ich mich fühle. Ich würde ihr so gerne helfen und doch gibt es dafür keine Worte, keinen Trost. Letzte Woche haben wir telefoniert, da war ihre Welt noch in Ordnung.
Wie grausam muss es sein, das eigene Kind zu verlieren ? Er geht, wie jeden Morgen zur Arbeit und kommt nicht wieder.
Ich bin sprachlos und unendlich traurig.
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Zorra - 24. Apr, 21:51

Das ist eine

schlimme Situation, der wir alle sprach- und hilflos gegenüberstehen.
Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass es hilft, wenn man weiss, dass es Personen gibt, die mit dir sind und die an dich denken. Das einzige, jedenfalls ist es bei mir so, das die Wunden etwas heilen konnte, ist die Zeit. Aber auch heute, (8 Jahre sind seit dem vergangen) habe ich den Tod des geliebten Menschen noch immer nicht überwunden.

tilak - 24. Apr, 22:12

ich fürchte auch,

dass sie das nie ganz überwinden wird. Jetzt steht sie sowieso noch unter Schock, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie wieder so, wie früher werden wird.
Ich weiß einfach nicht, wie ich mit dem Tod umgehen soll, ich kann nicht akzeptieren, dass es so sein muss, dass Menschen so jung sterben.
Cyberwriter - 24. Apr, 22:39

es wird nie

wieder wie früher sein. Es gibt nichts ungerechteres als einen jungen, sinnlosen Tod. (Habe in meinem Leben etwas ähnliches erlebt.) Und habe es auch lange nicht akzeptieren können. Wie Zorra richtig sagt, haben mir die Menschen im meinem Umfeld damals sehr geholfen. Die schlimmste Zeit kam allerdings später, als "meine Umgebung" wieder langsam zur Normalität zurückkehrte. Und doch kann man es eines Tages akzeptieren - es gehört zur eigenen Lebensgeschichte dazu, der Schmerz klingt ab - vergessen kann man allerdings nie. Wünsche ihr und dir viel Kraft.
tilak - 24. Apr, 22:57

@cyberwriter

ja, sinnlos ist das richtige Wort !
Ich hoffe, sie hat die Kraft, die sie braucht, sie hat ja noch den älteren Sohn und ihren Mann und auch sonst noch jede Menge Familie. Ich glaube, ich sollte es akzeptieren und für mich zu einer Erklärung finden, denn nur so kann ich ihr eine Stütze sein. Momentan bin ich einfach nur erschüttert.
"Die Zeit heilt alle Wunden", das mag schon stimmen, aber solche Worte kann ich ihr nicht sagen, dazu mag ich sie zu sehr.
@knutsch
weißt du, in dem Fall gilt auch nicht, er hat ja nicht gelitten und es war schnell vorüber, denn die Frage ist ja, warum überhaupt ?
Da mein Bruder krank ist, habe ich mich oft gefragt, was wäre, wenn, aber es wäre genauso schlimm.
Kann man auf den Tod überhaupt vorbereitet sein ?
knutschflower - 24. Apr, 22:25

Mir rinnt es kalt über den Rücken,

wenn ich deine Worte lese. In so einer Situation ist es nahezu unmöglich jemanden zu trösten. Mir hat zumindest überhaupt nichts geholfen, als sich mein Cousin vor 5 Jahren vollkommen überraschend am Dachboden aufgehängt hat - er war damals auch erst 24. Oder als meine Oma gestorben ist - auch wenn sie schon alt war.
Der Tod eines geliebten Menschen ist immer tragisch. Und das kann man NIE im Leben vergessen. NIE!!
Man kann lernen damit zu leben, es zu verkraften. Aber der Schmerz wird immer da sein.

Ich hab' mich auch oft gefragt was besser ist: wenn ein geliebter Mensch todkrank wird und man sich mit der Zeit auf seinen Tod vorbereiten, sich darauf einstellen kann. Oder wenn es einfach so passiert ..... Ich weiß es nicht.

der vergessene Diktator - 24. Apr, 23:05

sinn des lebens

da ich nicht an den "lieben mann im himmel" und auch nicht an den konkurrenten im keller glaube... irgendeinen sinn hat der unfall sicher nicht - andererseits hat das leben einen sinn.
hätte das leben keinen sinn wäre alles vorbei, nach dem tod.
aber ohne tod würde es auch keine geburt geben.
ein sinnloser tod bringt aber die ausgangssituation mit der wir seit geburtsbeginn konfrontiert werden nicht ins ungleichgewicht.
ich habe mich schon öfters gefragt warum ein ganz junger so einfach abtritt und andere - weil ein lottospiel kann es nicht sein, dazu ist die natur zu perfekt organisiert.

woelfin - 24. Apr, 23:06

ist eine fürchterliche geschichte

ja wahrlich: nichts schlimmer als ein kind auf die weise zu verlieren
noch dazu wenns am anfang seines lebens steht
mitten im leben - noch alles vor sich
und so zuversichtlich

da denkt man sich wirklich: jeden tag genießen denn jeden tag kanns vorbei sein
auch ich wär hilflos in deiner situation - man weiss nicht was man E sagen soll ausser dass man in gedanken fest bei ihr ist!

tilak - 21. Okt, 08:26

gestern abend

war ich das erste Mal seit das passiert ist bei E. Zuerst haben wir allgemeines gesprochen, dann hat sie mich massiert (sie hat im Frühjahr die entsprechende Prüfung gemacht). Und dann hat sie mir erzählt, wie das war am 22. April. Wie ihr Mann und der ältere Sohn sie in der arbeit abgeholt haben. Wie sie den verunglückten Sohn das erste Mal gesehen hat ( er ist nicht mehr zu sich gekommen), wie sie an ihr Jahreshoroskop denken mußte (es steht ihnen ein schwerer Abschied bevor), wie sie wochenlang später noch einen Kaffee für ihn gemacht hat. Sie hat geweint und sich geärgert, dass sie überhaupt weinen mußte. Sie sagt anfangs war sie stärker. Ich habe gemeint, da war nur der Schock noch so groß. Sie hat Angst, wenn sie langsam zu verarbeiten beginnt, was passiert ist, dann wird es irgendwann leichter für sie und sie denkt nicht mehr so oft an ihn. Das will sie nicht.
Ich konnte nicht viel tun, nur da sein und zuhören.

woelfin - 21. Okt, 08:30

es ist ganz natürlich

dass man am anfang unglaublich gefasst reagiert
und der schmerz kommt dann nur in kleiner dosierung raus
über wochen und monate nach und nach
jedes weinen jetzt ist GUT
und jeder kaffee den sie jetzt für ihn macht ist gut
auch wenn es verschroben wirkt

der schock am anfang wirkt so gedämpft weil das eine selbstschutzfunktion ist
das was passiert ist ist so grauenhaft, dass man anfangs so ne art schutzmantel hat
und der schutzmantel muss aber bröckeln und der schmerz muss raus
sonst wird man/frau nämlich NIE damit fertig
es gibt nix schlimmeres als wenn einem das eigene kind stirbt.

tilak - 21. Okt, 08:43

ja es ist sehr schlimm

sie war seither nicht mehr arbeiten, weil sie ihren Mann nicht allein lassen will. Sie ist für alle anderen stark, aber darüber achtet sie zuwenig auf sich. Sie sagt, sie warten heute noch oft abends zu der bestimmten Zeit, dass er heim kommt. Dann packen sie ihre Sachen und fahren fort.

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